Ist das Kunst? Ne, das muss weg! Gestern Abend habe ich zur Abwechslung mal wieder keine Menschen fotografiert, sondern mit meinem Weitwinkel den stürmischen Himmel und den Sonnenuntergang genossen. Zu Hause traf ich dann auf ein bekanntes Problem in ungewohntem Ausmaß: Chromatische Aberration!Gerade von Anfängern sieht man häufiger Bilder mit größeren Farbrändern. Daher dachte ich, ein paar Worte dazu können nicht schaden – auch wenn es schon reichlich Tutorials und Videos zu dem Thema gibt.
Chromatische Aberrationen (CA, englisch manchmal auch Purple Fringing bezeichnet) sind Farbfehler, die im Objektiv entstehen: Wir haben sicher alle in der Schule mal irgendwann in Physik ein Prisma zu sehen bekommen. Aus einem Lichtstrahl wird ein Regebenbogen, weil die unterschiedlichen Wellenlängen, die wir als Farben kennen, in unterschiedliche Richtung gebrochen werden. Und ein Objektiv besteht aus mehreren Prismen, die das Licht biegen und krümmen und zum Sensor führen. Dabei kann es eben zu diesen leichten Verschiebungen führen.
Besonders anfällig sind hier Weitwinkel-Objektive, grundsätzlich auch eher die Zoom-Objektive als die leichter zu optimierenden Festbrennweiten. Die Verläufe sind dann typischerweise dort zu finden, wo harte Kontraste aufeinander treffen. Wie im oben sichtbaren Bildaussschnitt die dunklen Gebäude vor dem hellen Himmel – oder eine helle Strassenlaterne in der duklen Nacht.
Die automatische Korrektur in Lightroom funktioniert übrigens in der Regel ganz wunderbar: Im Entwickler-Modul findet man diese aber im Bereich Objektiv-Korrekturen recht weit unten versteckt. Dort kann man bei den Farben die CA korrigieren lassen, mit manueller Steuerung der Stärke. Die ist bei jedem Bild etwas anders, in der Regel arbeite ich mit Werten um 3 – wenn man den Regler zu hoch zieht, kann man allerdings den umgekehrten Effekt erreichen, statt eines grünen Randes auf einer Seite findet man dann plötzlich einen Magenta-Rahmen auf der anderen Seite. Feingefühl ist also gefragt.
Da ich in diesem Fall schon zu weit mit der Entwicklung und Bearbeitung in Photoshop war, wollte ich aber keine Farbkorrekturen auf dem gesamten Bild mehr vornehmen. Es waren auch nur sehr kleine Bereiche des Bildes davon betroffen. Daher habe ich mich in diesem Fall dazu entschieden, die Korrektur manuell durchzuführen.
Dazu habe ich in eine neue Farbkorrektur-Ebene angelegt, in der ich die Sättigung für die Cyan- und Magenta-Töne deutlich reduziert und sie auch abgedunkelt habe. Ich habe bewußt recht hohe Werte genommen. Denn anschließend habe ich eine schwarze Ebenenmaske hinzugefügt, so dass der Effekt also erst einmal nicht sichtbar wird. Dann habe ich mit einem weichen, weißen Pinsel mit 10-20% Deckkraft in die Ebenenmaske die Stellen übermalt, in denen ich die CA gefunden habe.
Durch die geringe Deckkraft muss man nicht 100% genau arbeiten, denn man muss die betroffenen Stellen sowieso mehrfach übermalen und der Effekt „verwischt“ so automatisch mit der direkten Umgebung. Auf die Art war die CA bei mir innerhalb von 1-2 Minuten verschwunden.